Alex Diehl: „Der ‚ESC‘ ist so ein Popzirkus“
Alex Diehl ist ein Vollblutmusiker: seine Texte sind tiefgründig und oftmals melancholisch. Gerade damit polarisiert der 28-Jährige. Dennoch trat er beim diesjährigen Vorentscheid des „Eurovision Songcontests“ an – mit Erfolg.
Alex Diehl – ein Name, der spätestens seit November letzten Jahres vielen bekannt ist. Denn nach den Terroranschlägen in Paris am 13. November 2015 war Alex Diehl von den Geschehnissen so ergriffen, dass er spontan ein Lied zum Gedenken an die Opfer der Anschläge komponierte. Das Handyvideo zu diesem Song „Nur ein Lied“ lud er später auf Facebook hoch.
Musikalischer Werdegang
Musik macht der 28-Jährige aber schon sein Leben lang. Seine Texte berühren die Seele, wenn er in seinen Liedern über Geschichten erzählt, die tatsächlich passiert sind. Dabei bleibt sich Alex Diehl stets selbst treu: in seinen Songtexten schneidet er unter anderem auch Themen an, die eine politische Botschaft mit sich tragen. Der Musiker hat keine Angst davor, schwierige Themen anzusprechen, mit denen er polarisieren könnte. Genau das macht ihn und seine Musik so besonders.
„Eurovision Songcontest"-Vorentscheid
Mit „Nur ein Lied“ trat der Musiker dann bereits zum zweiten Mal beim diesjährigen Vorentscheid des „Eurovision Songcontests“ an und belegte den zweiten Platz. Gerade in diesem europäischen Rahmen, in dem der „Eurovision Songcontest“ stattfindet, hätte das Lied Alex Diehl zufolge wie „die Faust aufs Auge gepasst“. Mit seinem authentischen und natürlichen Auftreten polarisierte der Musiker aber. Wenn Alex Diehl auf der Bühne steht, interessiert ihn nur eins: seine Musik, mit der er seine Zuhörer berühren will. Es geht ihm nicht um ein perfektes Bühnenoutfit oder die kreativste Performance – perfekt ist für ihn, wenn die Menschen von seinem Gesang ergriffen sind. Doch das „hat vielen aus den ‚ESC‘-Kreisen überhaupt nicht gefallen. Alleine schon mein Äußeres ist für den Hardcore-Kern des ‚ESCs‘ in Deutschland ganz, ganz schwierig, weil die wahnsinnig oberflächlich sind. Vielleicht ganz nett, aber extrem oberflächlich“, wie der Sänger im Interview gegenüber SchlagerPlanet erwähnte.
Trotzdem war Alex Diehl über so viel positive Resonanz überrascht, denn das hatte er nicht erwartet bei jemandem wie ihm, der – wie er selbst sagt – „eigentlich gar nicht ‚ESC‘ tauglich ist“. Im Interview mit SchlagerPlanet erzählte der 28-Jährige außerdem, was für ein knallhartes Geschäft der „ESC" ist, denn er trat bereits – wie viele wahrscheinlich nicht wissen – zum zweiten Mal beim „ESC“-Vorentscheid an. Doch damals schied er kurz vorher aus. Als Begründung wurde ihm in einem Brief mitgeteilt: „Zwei Dicke mit Gitarre geht nicht“. Genau aus diesem Grund bezeichnet der Musiker den „ESC“ gerne als „Popzirkus“, obwohl er immer wieder betont, dass die Veranstaltung viel Spaß macht.
Zukunft für deutschsprachige Musik beim „ESC“
Auch wenn Alex Diehl mit „Nur ein Lied“ viel Erfolg beim „Eurovision Songcontest“ hatte, glaubt er, dass es für deutschsprachige Titel weiterhin schwer bleiben wird: „Außer man macht es so wie bei „Nur ein Lied“, dass man wirklich über Dinge singt, die gerade die Leute in einem Land beschäftigt. Dass man die Leute am Herz packt. Das könnte funktionieren. Aber mit einem deutschsprachigen Popsong, der so schön daherkommt und auch schön wieder geht, wird es immer schwer bleiben.“