Marius Müller-Westernhagen ist auf jeden Fall ein Generationen-Phänomen. Das spürt nicht nur, wer die unterschiedlichen Altersklassen der Konzertbesucher registriert. Manch ein jüngerer Fan, der sich in den 90ern für die Marius Müller-Westernhagen CDs „Sexy“, „Willenlos“ oder die berühmte Live-Nummer „Freiheit“ begeisterte, fand in Papas Schrank alte Langspielplatten. Und nahm erstaunt zur Kenntnis, dass Marius Müller-Westernhagens Alben und Singles schon fast zwei Jahrzehnte früher die Charts gestürmt hatten.
Westernhagens Alben: Erfolge – von „Pfefferminz“ bis „Alphatier“
Bereits 1978 flippten zahllose Jeans- und Parka-Träger zu „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“ aus. Ekstatisch tanzten sie zu den Rock'n'Roll-Beats dieser Nummer: Sie war der Titelsong des ersten erfolgreichen Marius Müller-Westernhagen Albums, das sich bis heute über eine Million Mal verkaufte. Hunderttausende von Vinyl-Scheiben dürften auch noch vom melancholischen Song „Hier in der Kneipe fühl' ich mich frei“ existieren. Ebenso vom provokanten Lied „Dicke“, das im Radio rauf und runter gespielt wurde.
Über 25 Jahre später fast das gleiche Bild: Marius Müller-Westernhagens neues Album „Alphatier“ schoss im Frühjahr 2014 auf Anhieb auf Nummer eins in den Charts. Keine Überraschung: Seit 1989, als „Halleluja“ herauskam, hat der Künstler acht Studio Alben veröffentlicht – das erste und letzte mit eingerechnet. Sieben davon schafften es auf die Nummer-eins-Position, wobei „Affentheater“ im Jahr 1994 zudem die größten Verkaufszahlen aller Westernhagen Alben mit fast zwei Millionen Exemplaren erreichte. Einziger Ausreißer war das Blues-Album „Williamsburg“ von 2009, das „nur“ Nummer zwei als Top-Position erklomm.
Ebenso beeindruckend wie die Liste der Alben-Platzierungen liest sich die Reihe der Marius Müller-Westernhagen Single-Hits aus dieser Zeit: Von „Fertig“ über „Krieg“, „Lass uns leben“ und „Es geht mir gut“ bis hin zu „Willenlos“: Es sind ausnahmslos Songs, die bis heute auf jeder Party von allen Gästen auswendig mitgesungen werden.
Westernhagen: Klassiker der 80er, Abräumer der 90er
In den 1980ern hingegen erreichte kein Marius Müller-Westernhagen Album siebenstellige Verkaufszahlen. Und doch erschienen gerade in der Dekade nach „Pfefferminz“ die musikalischen Meilensteine des Künstlers und sehr viele Klassiker. In keinem gut sortierten Plattenschrank oder CD-Regal fehlen z.B. „Stinker“, „Geiler is' schon“ oder „Westernhagen“, das Album, das den Imagewandel einleitete.
Damals wurde aus dem pöbelnden, Jeans und Lederjacken tragenden Marius der adrett gekleidete und bisweilen arrogant erscheinende Westernhagen. Und der kam bei den Fans offensichtlich besser an denn je. Denn nach „Halleluja“ erschien 1990 das Megaerfolgs-Doppelalbum „Westernhagen Live“ und das darauffolgende Studioalbum „Jaja“, das doppelt Platin erhielt. Als erster deutscher Musiker füllte Westernhagen nun große Stadien auf seinen Konzert-Tourneen.
Inzwischen sind die allergrößten Hype-Zeiten Geschichte. Heute bespielt das 65-jährige Generationen-Phänomen wieder Hallen oder Clubs in etwas kleinerem Rahmen. Und Marius Müller-Westernhagens neue Single, die so wie das Album „Alphatier“ heißt? Sie wird ihrem Namen wohl nur noch bedingt gerecht, was seine Rolle im deutschen Musik-Geschäft betrifft. Aber an die Rocker-Rente denkt Westernhagen, der am Nikolaustag 66 wird, mit Sicherheit noch lange nicht.
Die Westernhagen Album Diskografie – Studio- und Livealben
- 1975: „Das erste Mal“
- 1976: „Bittersüß“
- 1977: „Ganz allein krieg ich’s nicht hin“
- 1978: „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“
- 1980: „Sekt oder Selters“
- 1981: „Stinker“
- 1982: „Das Herz eines Boxers“
- 1983: „Geiler is’ schon“
- 1984: „Die Sonne so rot“
- 1986: „Lausige Zeiten“
- 1987: „Westernhagen“
- 1989: „Halleluja“
- 1990: „Westernhagen Live“
- 1992: „Ja Ja“
- 1994: „Affentheater“
- 1998: „Radio Maria“
- 2002: „In den Wahnsinn“
- 2005: „Nahaufnahme“
- 2006: „Wenn das Licht auf dich fällt“ (Live-DVD)
- 2006: „Wenn das Licht auf dich fällt“ (Limited Edition Earbook Audio CD)
- 2008: „Wunschkonzert“
- 2009: „Williamsburg“
- 2010: „Hottentottenmusik“ (Live)
- 2014: „Alphatier“
Welches ist eure Lieblings-Westernhagen-CD? Schreibt es uns!