Jeanny: Die Hintergründe zu Falcos Skandal-Hit
Erfolgs-Hit und Fortsetzungsgeschichte: Im Jahr 1985 schaffte es Falco mit seinem Lied „Jeanny“ auf Platz 1 der deutschen Charts. SchlagerPlanet hat für Euch die Lyrics und Hintergründe zu dem skandalumwitterten Lied.
Im Jahr 1985 landete Falco mit seiner umstrittenen Single „Jeanny“ auf Platz 1 der Charts. Hier stellen wir Euch alle Fakten und Hintergründe zu Falcos „Jeanny“ vor, dem Lied, das Musikgeschichte geschrieben hat.
Dass es sich bei Falcos „Jeanny“ eigentlich um einen Mehrteiler handelt, ist den meisten bekannt. Den Anfang machte Falcos „Jeanny“, das heute weitestgehend unter Falcos „Jeanny Part 1“ bekannt ist. Das Lied, in dem Falco die Rolle des Stalkers und psychopatischen Mädchenmörders annimmt, hielt sich 1985 ganze 22 Wochen auf Platz 1 der deutschen Charts.
Verherrlichte Vergewaltigung in Falcos „Jeanny“?
Es folgten weitere Teile des Stückes – Falcos „Jeanny Part 2“, Falcos „Jeanny Part 3“ sowie das 2009 veröffentlichte „The Spirit Never Dies“ (Jeanny Final). Der große Skandal wurde durch die erste Version des Liedes, ausgelöst – Falcos verstörende „Jeanny“-Lyrics brachten dem Künstler den Vorwurf ein, Vergewaltigung zu verherrlichen. Verschiedene Rundfunkstationen weigerten sich, das Lied zu spielen. Ein weiteres pikantes Detail, welches ebenfalls zu dem Boykott beigetragen haben dürfte, ist die Tatsache, dass das Lied auf einen realen Mädchenmörder anspielt. Jack Unterweger hieß der Mörder, der wegen dem Mord an einer 18-Jährigen im Gefängnis saß. Später wurde ihm eine mysteriöse Mordserie an Prostituierten zur Last gelegt, die alle mit einem aus ihrer Unterwäsche zusammengebundenen Henkersknoten erwürgt wurden. Als Knast-Literat war Unterweger ein gern gesehenes Mitglied der Wiener Partygesellschaft. Er soll das reale Vorbild von Falcos „Jeanny-Lyrics“ gewesen sein. 1994 beging Unterweger im Gefängnis Selbstmord.
Ein entsetzter Thomas Gottschalk
Die Welle der Empörung, die Falcos Songtexte auslösten, griff auch auf die TV-Anstalten über: Der ZDF-Nachrichtensprecher Dieter Kronzucker äußerte sich sogar empört und geschockt über das Lied im ZDF-„heute-journal“. Jahre zuvor war Kronzuckers Tochter gekidnappt worden und wurde 1980 zwei Monate lang festgehalten. Auch Thomas Gottschalk meldete sich zu Wort und nannte den österreichischen Künstler in einem Zeitungskommentar ein „Wiener Würstchen“. Falco produziere „Schwachsinn“, sagte Gottschalk und weiter:
„Falcos Fieselton und die Latrinenansichten des Videos sind einfach zuviel verlangt.“
Auch in der berühmten Musiksendung „Formel 1“ wurden Falcos „Jeanny“-Videos aufgrund der Lyrics nur ausschnittweise gezeigt. Falcos Songtext zu „Jeanny“ wechselt zwischen einer deutschen Strophe und einem englischen Refrain. Das Stück endet mit der Durchsage eines Nachrichtensprechers, der berichtet, dass eine junge Frau ermordet worden sei. In den ersten Zeilen heißt es:
„Jeanny, komm, come on
Steh auf - bitte, du wirst ganz nass
Schon spät, komm - wir müssen weg hier,
Raus aus dem Wald, verstehst du nicht?
Wo ist dein Schuh, du hast ihn verloren,
Als ich dir den Weg zeigen musste
Wer hat verloren? Du dich?
Ich mich? Oder, oder wir uns?“
Der Entschluss eine Fortsetzung zu schreiben
Auch wenn Falcos Songtexte sich allgemein mit düsteren Themen beschäftigen, so ist das Psychogramm des Mädchenmörders doch fraglos eines der gruseligsten Texte, die der Künstler gesungen hat. Dabei stammt der Gänsehaut-Text ursprünglich von dem niederländischen Produzenten-Duo Rob & Ferdi Bolland. Allerdings ging es in der ersten Version noch halbwegs harmlos um eine Frau, die nach einem Streit mit ihrem Freund durchbrennt. Falco veränderte den Text von Grund auf zu der uns heute bekannten Fassung. Dem Erfolg schadete die Thematik jedoch nicht und auch heute noch zählt „Jeanny“ zu einem der bekanntesten Falco-Songs. 1986 veröffentlichte Falco „Jeanny Part 2“ unter dem Titel „Coming Home“. Falco erklärte damals in einem Interview, warum er sich für die Fortsetzung entschlossen hatte:
„Jeanny ist ein Liebeslied. So ist es konzipiert und durchgeführt. Der auf der Platte Falco 3 befindliche Teil endet bewusst an einem Punkt, der beim Zuhörer Spekulationen auslöst und eine Fortsetzung offen lässt.“
Aus diesem Grund schloss Falco an „Jeanny Part 2“ ein weiteres Stück mit dem Titel „Bar Minor 7/11 (Jeanny Dry)“ an. In diesem Stück unterhält sich der Künstler mit einer fiktiven Dame an einer Bar. Es folgten zwei postum veröffentlichte finale Versionen der „Jeanny-Trilogie: „The Spirit Never Dies (Jeanny Final)“ und „Where Are You Now? (Jeanny Part 3)“. Insgesamt gibt es also fünf Songs zu Falcos „Jeanny“.
Welche der drei finalen Versionen als offizielles Falco „Jeanny Part 3“ zu gelten hat, ist unklar, da Falco die Veröffentlichung von „The Spirit Never Dies (Jeanny Final)“ und „Where Are You Now? (Jeanny Part 3)“ nie autorisiert hat. Welches also Falcos offizielles „Jeanny Part 3“ wäre, könnte der Künstler uns höchstens beantworten, wenn er heute noch am Leben wäre. Aber wer weiß, vielleicht hätte es dann auch noch unzählige weitere Versionen gegeben? Die Rastlosigkeit mit der der Künstler an den verschiedenen Fortsetzungen seines Erfolgs-Songs arbeitete, lässt vermuten, dass ihm „Jeanny“ bis zuletzt keine Ruhe gelassen hat. Dabei entwickelt sich die Geschichte um „Jeanny“ in den späteren Songs in eine ganz andere Richtung: „Jeanny“ ist darin quicklebendig und wird als große Liebe besungen.