Zwischen Dekadenz und Verfall: Die Hits von Falco

Lieblingslieder

Der Stoff aus dem Albträume sind - kaum einer verstand sich so meisterhaft darauf, in menschliche Abgründe zu blicken, wie der Musiker Falco. SchlagerPlanet stellt Euch seine bekanntesten Songs vor.

Falco blickt mit seinen Liedern in menschliche Abgründe.

Verfall, Dekadenz und Abgründe sind seine Themen - kaum einer hat sich so mit der dunklen Seite der menschlichen Seele auseinandergesetzt wie der Künstler Falco. Das Motiv taucht in zahlreichen Hits, wie etwa Falcos „Out of the Dark“ oder „Jeanny“ auf. Daneben feiert der Künstler die ungezügelte Dekadenz mit Liedern wie „Amadeus“ und „Vienna Calling“ oder Falcos „Egoist“. SchlagerPlanet begibt sich auf die Spuren der größen Falco-Hits.

Falcos „Rock me Amadeus“

Die großen Hits zu Lebzeiten handeln von Dekadenz, von rauschhaften Partys mit berauschenden Substanzen. Falcos „Mutter, der Mann mit dem Koks ist da“ ist so ein Lied und auch „Rock me Amadeus“, mit dem dem düsteren Österreicher der Sprung auf Platz eins der US-Charts gelang. Falcos „Rock me Amadeus“ beschreibt das österreichische Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart nicht als braves Idol einer bürgerlichen Klassikszene, Falcos Amadeus ist einer, der dem Alkohol und den Frauen zugetan ist - natürlich in Wien, der Stadt, um die sich alles dreht.

Falco „Vienna Calling“

Es ist eine Gesellschaft kurz vor dem Schiffbruch, die sich in der Donaumetropole einfindet und mit offenen Augen ihrem Verderben entgegensieht. Hier schließt Falcos „Vienna Calling“ nahtlos an Titel wie „Titanic“ und die sehr freie Interpretation der Operette „Wiener Blut“ an. Dabei wird nie mit dem moralischen Zeigefinger gewedelt, denn die Erzählperspektive ist eine aus der Mitte der beschriebenen Gesellschaft. Selbst wenn es wedeln wollte, es würde sie keiner hören im Geschrei, es würde nicht gesehen, zwischen all den grellen Selbstdarstellern.

Falco „Egoist“

Selbstdarstellung und Selbstwahrnehmung spielen zweifelsohne auch bei Falcos „Egoist“ ein große Rolle. Auch hier ist der Egoist selbstredend Erzähler, die Selbstironie hat der Künstler in wohl keinem seiner Lieder derart plakativ auf die Spitze getrieben.

Falco „Out of the Dark“

Den verstörenden Höhepunkt seines Werks bildet Falcos „Out of the Dark“, welches nach seinem Unfalltod für das Gerücht sorgte, es handele sich bei dem Text um einen Abschiedsbrief des Künstlers. Insbesondere die Zeile „Muss ich denn sterben um zu leben“ schien darauf hinzudeuten, dass der Künstler sich das Leben nehmen wollte. Allerdings ist diese Interpretation bei genauerem Hinsehen nicht mehr haltbar. Wer die Zeilen von Falcos „Out of the Dark“ genau ansieht, der stellt fest, dass es um Drogen geht:

„Heute Nacht zum letzten Mal

Ergeben deiner Macht

Reich mir die Hand, mein Leben

Nenn mir den Preis

Ich schenk' Dir gestern, heute und morgen

Und dann schließt sich der Kreis

Kein Weg zurück,

Das weiße Licht rückt näher, Stück für Stück

Will mich ergeben

Muss ich denn sterben,

Um zu leben?“

Das Stück beschreibt das andere Gesicht des Rausches, nicht schrill und abgedreht wie in Falcos „Mutter, der Mann mit dem Koks“ ist da, sondern als eine düstere Macht, die einen langsam in den Abgrund zieht. Aber beide Lieder sind letztlich Teil des gleichen Kontinuums, der sich schon zuvor mit der Gesellschaft der Titanic – hier auf einem Donaudampfer statt auf dem Polarmeer – beschreiben lässt. Es ist der Zeitraum zwischen Rausch und dem letzten wilden Zucken vor dem Tod, der Stoff aus dem Albträume gemacht sind.

Falco „Der Kommissar“

Dementsprechend lassen sich auch die Zeilen von Falcos „Der Kommissar“ verstehen. Das Lied erscheint zunächst wie ein harmloses Kinderspiel – wir können jedoch davon ausgehen, dass dieser unbedarften Heiterkeit ein jähes, grausames Ende blüht. Falcos „Der Kommissar“ ist nichts weniger als eine Drohung. Ursprünglich schrieb Falco das Lied für die Fernsehserie „Kottan ermittelt“, bei der er in einer Folge mitspielt:

„Dreh dich nicht um - oh, oh, oh

Der Kommissar geht um - oh, oh, oh

Er wird dich anschauen, und du weißt warum

Die Lebenslust bringt dich um“

Zu einem Falco-Best-of gehört natürlich auch der Titel „Jeanny“ in welchem der Sänger in die Rolle des meuchelmordenden Vergewaltigers schlüpft. Das Stück wurde bei seinem Erscheinen von vielen Sendern boykottiert, weil man der Meinung war, dass es Gewalt verherrliche. Die Gedanken und Fantasien im Kopf des Killers sind Thema des Falco-Songs, Jahre bevor ein gewisser Nick Cave mit seinen „Murder Ballads“ Furore machte. Während Cave mit seinen Liedern eine höllisches Brimborium aus Krach auffährt, um den Zuhörer zu zerstören, sind es bei den Falco-Songs vorwiegend aufgeräumte Synthesizer-Klänge und ein irrer Sprachmix aus Deutsch, Englisch und Wienerisch, Rap und Gesang, die seinen Stil bestimmen. Gerade durch diesen Kontrast erscheinen die Abgründe in Falcos Liedern jedoch umso tiefer.

Falco Greatest Hits

Es gibt zahlreiche Falco Best-of-CDs, die neben den Titeln, die postum veröffentlicht wurden, mittlerweile erhältlich sind. Darunter befinden sich einige Perlen, wie etwa die Remastered-Version des Falco-Albums „Nachtflug“, die 2012 erschienen ist. Das Album war bei seinem ursprünglichen Erscheinen, 1992, nur in Österreich auf Platz 1 in den Charts gelandet und ist danach weitestgehend in Vergessenheit geraten. Ein Verlag, den man vielleicht eher mit Goethe und Schiller und weniger mit Popmusik in Verbindung bringt, brachte ebenfalls eine Falco-Greatest-Hits Kompilation auf den Markt – der Reclam-Verlag. „Falco All Time Best“ deckt die komplette Bandbreite von Falcos künstlerischem Schaffen ab. So finden sich auf dem Falco Best-of-Album Hits aus der Anfangszeit und auch späte Erfolge, wie etwa „Verdammt wir leben noch“ aus dem Jahr 1999. Daneben sind natürlich noch weitere Falco-Greatest-Hits-Alben erschienen, wie etwa der Sampler „Der Kommissar – Best of“, oder „The Final Curtain – The Ultimate Best of“.