Samstag, 20.05.2017 · 09:30 Uhr

Nino de Angelo: Ist „Das Beste“ wirklich das Beste?

CD-Rezension

Nino de Angelo hat seine Hits neu aufgenommen und auf dem Album „Das Beste“ versammelt, das am heutigen Freitag, 19. Mai, erscheint. SchlagerPlanet hat für Euch hineingehört.

Nino de Angelo veröffentlicht auf „Das Beste“ seine größten Hits im neuen Arrangement.

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Erst im März veröffentlichte Nino de Angelo sein Album „Liebe für immer“ – jetzt legt der 53-Jährige nach: Mit „Das Beste“ kommt am heutigen Freitag, 19. Mai, eines der ungewöhnlichsten Best-of-Alben des Jahres heraus. Denn Nino de Angelo versammelt darauf nicht einfach seine größten Hits, sondern hat alle 18 Songs neu eingesungen. Dazu wurden alle Lieder auf „Das Beste“ neu arrangiert und dem modernen Sound angepasst. Zeitlose Klassiker und Meilensteine sind auf „Das Beste“ versammelt, von „Flieger“ über „Ich sterbe nicht nochmal“ bis zum Superhit „Jenseits von Eden“.

Erst kürzlich sorgte Nino de Angelo für einen kleinen Eklat, als er auf Facebook sein derzeitiges Plattenlabel Telamo als „die beschissenste Record Company die ich je hatte!!!!“ bezeichnete. Seitdem hat sich das italienische Temperament des Sängers jedoch gelegt, weitere Ausbrüche blieben aus. Und auch Telamo-Chef Ken Otremba glättete die Wogen und sagte gegenüber SchlagerPlanet: „Nino ist ein hochgeschätzter Künstler unseres Labels und wir sind sehr stolz ihn bei uns an Bord zu haben! Wir werden am 19.5. gemeinsam ein 'Best of' Album veröffentlichen das seine Klasse und seine einmalige Karriere dokumentiert.“

Wie hört sich „Das Beste“ von Nino de Angelo an?

Nino de Angelos Lieder sind zweifellos Schlager-Klassiker. Ein Klassiker muss sich die liebevolle Rohheit gefallen lassen, immer wieder neu interpretiert und arrangiert zu werden – ja, er verlangt es sogar. Und er ist dabei nicht totzukriegen, sondern strahlt nur umso heller hervor. Das gilt auch für Nino de Angelos Hits, die zum größten Teil aus den Achtzigern stammen. Was für ein Ausnahmetalent dieser damals junge Sänger war, merkt man beim Durchören der originalen Aufnahmen aus dieser Zeit. Umso überraschender ist es, dass Nino de Angelo heute gar nicht so anders klingt als vor 30 Jahren.

„Das Beste“ wird eröffnet von dem schwelgerischen „Wünsche der Nacht“. Nino de Angelo und sein Produktionsteam Forfeetmusic gelingt es, den Song mit einem zeitgenössischen Popschlagerkleid zu ummänteln. Das macht das Lied eindeutig tanzbarer und moderner. Zurück bleibt allerdings der Charme des originalen Arrangements. Die Sperrigkeit, das vielleicht auch etwas Unperfekte wird mit der neuen Produktion einggeebnet und glattgebügelt. Besonders auffällig ist dies bei einem so komplizierten Song mit harmonischen Gegenläufen wie „Atemlos“. Während im Original die Stimme und der packende Text im Vordergrund standen, ist es bei der hier vorliegenden Neuaufnahme der gleichförmige Takt des Synthie-Schlagzeugs.

Das Cover von „Das Beste“.

©Telamo

Neuaufnahmen der Song-Klassiker

Dann gibt es aber auch die gelungenen Neuaufnahmen mit einem wirklich liebevoll-ausdifferenzierten Arrangement, wie zum Beispiel „Unter deinen Flügeln“ oder „Ich sterbe nicht nochmal“. Letzteres wirkt besonders durch Ninos raue, sehnsüchtige Stimme fast noch intensiver als die Erstaufnahme. „Jenseits von Eden“ ist so ein Klassiker, der aus allen noch so verändernden Bearbeitungen hervorstrahlt. Klugerweise versuchen Nino und sein Team hier gar keine völlige Umbearbeitung des Songs, sondern halten sich sehr nah am Original. Ninos Stimme hat dabei nichts von der packenden Intensität des Hits von 1984 verloren. Gegen Ende der CD hören wir mit „Immer im Grenzbereich“ und „Solang mein Herz noch schlägt“ zwei neuere Songs. Vor allem „Solang mein Herz noch schlägt“ wird im „Jonny Nevs Remix“ zum Techno-Tanzflächenfüller. Das Album endet Telamo-typisch mit zwei Hitmixen aus den vorangegangenen Songs.

Fazit

Nino de Angelos „Das Beste“ ist ein interessantes Musik-Experiment. Leider ist es nicht immer gelungen. Bei einigen Songs wie „Atemlos“ geht der Charme des Originals unter dem monotonen Discofox-Gestampfe zugrunde. Andere Aufnahmen beweisen, dass Nino de Angelos Songs auch in einem neuen, liebevollen Arrangement zu strahlen vermögen. Empfehlenswert ist das Album auf jeden Fall, denn es bietet nicht nur eine tolle Rückschau auf das Werk von einem der größten Sänger Deutschlands, es macht auch unglaublich viel Spaß, dem Meister mit Neugierde beim Neuinterpretieren seiner eigenen Lieder zuzuhören!