Julia Engelmann ist mit ihren gerade mal 25 Jahren schon eine deutschlandweit bekannte Künstlerin. Mit ihren Texten berührt sie jung wie alt und regt zum Nachdenken an, egal, ob sie ihre Gedanken in Fließtexten, Vorträgen oder Gedichten unter die Leute bringt. Jetzt kommt noch eine Mitteilungsform hinzu, denn Julia Engelmann veröffentlichte am 3. November ihre Debüt-CD mit dem passenden Titel „Poesiealbum“. Wir haben reingehört.
Eine Jung-Poetin
Es kommt nicht so häufig vor, dass sich eine 25-Jährige vollkommen zu Recht als Poetin bezeichnen kann. Aber im Fall von Julia Engelmann trifft dieser Ausdruck wohl am besten das, wofür die Bremerin bekannt und beliebt ist. Ihre Spielwiese waren zunächst vor allem sogenannte „Poetry Slams“, eine Art literarischer Talentwettbewerb, der nicht auf eine Kunstart beschränkt ist. Hier reiht sich also zum Beispiel eine Gesangsdarbietung an einen Gedichtvortrag. Deutschlandweit bekannt wurde Julia Engelmann durch ihren Vortrag bei einem „Poetry Slam“ in einem Bielefelder Hörsaal. Ihr Aufruf die Zeit nicht zu verschwenden wurde mitgefilmt und im Internet schnell deutschlandweit ein Klick-Hit. Seitdem begeistert die heute 25-Jährige ein Millionenpublikum mit ihren Gedichten und Vorträgen. So wurden ihre drei Bücher alle in die „Spiegel-Bestseller-Liste“ aufgenommen.
Einen ersten musikalischen Ausflug machte sie dann mit ihrem Lied-Gedicht „Grapefruit zum Frühstück“, das auf Youtube ebenfalls bereits mehr als eine Million Klicks zählt. Dabei wurde klar: Die Dame kann nicht nur schreiben, sondern auch singen. Mit ihrem Debüt-Album geht sie nun den nächsten Schritt.
So klingt das Album
Das Album beginnt mit der bereits vorab veröffentlichten Single „Grüner wird’s nicht“. Ein entspannt komponierter aber sehr durchdacht produzierter deutscher Pop-Song. Wenig aufdringlich ist die Single und trotzdem bleibt die Melodie im Kopf. Ein bisschen offensiver wird der Beat beim zweiten Song „Das Lied“, das etwas an die Reggea-Gitarren-Untermalung von Milky Chance erinnert. Dazu kommt im Refrain ein treibender Pop-Beat und ein Trompeten-Solo, das auch zeigt: Nimm das alles nicht so ernst. Genau in diesem Stil singt auch Julia Engelmann über die Musik. Die 25-Jährige haucht eher, als dass sie singt, doch genau das nimmt den Hörer sofort an der Hand und schafft einen vertrauten Raum, in dem man der Künstlerin sehr nahe kommt. Man hört den Songs an, dass Julia Engelmann vor allem Texterin ist, nicht des Gesangs wegen, sondern, da in den Liedern sehr viel Text vorkommt, den die Poetin in einer Strophe unterbringt. Das erinnert eher an das Songwriting eines Folk-Songs als an Pop. Doch die Mischung stimmt, denn die Refrains sind sehr eingängig, wie auch bei „Stille Poeten“.
Es folgt „Kein Modelmädchen“, für das Julia Engelmann auf die Ukulele zurückgreift und so einen interessanten Spagat zwischen Text und Musik zaubert. Schließlich schafft diese Mini-Gitarre von Natur aus einen etwas süßen Klang, den die Künstlerin mit dem Text „Ich bin kein süßes Mäuschen“ besingt. Die folgenden Songs „Sowas wie Magie“ und „An den Tag“ sind verträumt-fließende Pop-Balladen, bevor es bei „Lass mal ne Nacht drüber Tanzen“ wieder etwas schneller wird. Dennoch ist auch dieses Lied kein Tanzboden-Feger, sondern eher ein Hüftwackler für eine Kunst-Galerie, was keineswegs negativ gemeint ist. Man merkt allen Liedern an, dass es Julia Engelmann bei ihren Liedern primär darum geht den Text zu transportieren. Darauf ist die Musik ausgelegt, die sehr dezent untermalt und ergänzt. Eine sehr schöne Abwechslung zu den zahlreichen Party-Pop-Songs, bei denen Wörter oftmals nur wegen ihrer Vokale und nicht des Inhalts wegen gesetzt werden.
Fazit
Julia Engelmann hat es geschafft den Charme, den ihre Auftritte in Studenten-Hörsälen hatten, mit auf ihre CD zu packen. In keinster Weise wirken ihre teils sehr nachdenklichen Texte, abgehoben oder belehrend. Vielmehr haucht die 25-Jährige über entspannte Pop-Beats, die oft mit akustischen Instrumenten kombiniert werden und so für viel Wärme im Klang sorgen. Gesanglich wirkt die junge Poetin sehr erwachsen: Sie weiß was sie kann und was nicht. Deshalb versucht sie auch gar nicht eine gesangliche Meisterleistung zu vollbringen, sondern konzentriert sich darauf, ihren Texten mit der richtigen Intonation und gut gesetzten Pausen Ausdruck zu verleihen. Aber gerade dadurch ist es gleichzeitig auch eine tolle gesangliche Leistung. Stimme und Musik sind meist sehr entspannt, fließen vor sich hin und man kann den Geschichten der jungen Poetin so bestens zuhören. Definitiv ein Album, das nicht auf eine Hit-Single setzt, sondern sich gerne durchhören lässt. Ganz neu ist diese Sound-Idee allerdings nicht: Fans von Annett Louisan werden von Julia Engelmanns „Poesiealbum“ garantiert begeistert sein.
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Hier kommen alle Titel auf Julia Engelmanns Poesiealbum“ im Überblick:
- Grüner wird's nicht
- Das Lied
- Stille Poeten
- Kein Modelmädchen
- Sowas von Magie
- An den Tag
- Lass mal ne Nacht drüber tanzen
- Ich kann alleine sein
- Bestandsaufnahme
- Keine Ahnung, ob das Liebe ist
- Cliffhanger
- Jetzt
- Kleiner Walzer
- Grapefruit